Sicher selbst hosten: So schützt du deine Daten richtig
Selbst-Hosting ist ein wichtiger Schritt hin zu digitaler Souveränität – aber mit mehr Kontrolle kommt auch mehr Verantwortung. Wer Dienste wie Nextcloud, E-Mail, Passwort-Manager oder andere Anwendungen selbst betreibt, sollte sich frühzeitig Gedanken über das Thema Sicherheit machen.
In diesem Artikel zeigen wir dir die wichtigsten Maßnahmen, mit denen du deine selbstgehosteten Systeme gegen Angriffe, Datenverlust und Ausfälle schützt.
1. Grundlagen: Was ist überhaupt „sicher“?
„Sicherheit“ bedeutet nicht nur, Angriffe von außen abzuwehren. Es geht auch darum, Fehler zu verhindern, Datenverlust zu vermeiden und schnell wiederherstellen zu können, wenn doch etwas passiert.
Sicherheit hat also drei Säulen:
- Vertraulichkeit: Nur du hast Zugriff.
- Integrität: Daten sind korrekt und wurden nicht manipuliert.
- Verfügbarkeit: Dienste funktionieren zuverlässig – auch nach einem Zwischenfall.
2. Updates sind Pflicht – keine Kür
Die häufigste Ursache für erfolgreiche Angriffe sind veraltete Systeme. Egal ob Nextcloud, WordPress, dein E-Mail-Server oder die Linux-Distribution – halte alles immer auf dem aktuellen Stand:
- Aktiviere automatische Updates für dein Betriebssystem (z. B.
unattended-upgrades
auf Debian/Ubuntu). - Checke regelmäßig deine Dienste auf Updates – Nextcloud zeigt das z. B. im Admin-Bereich an.
- Nutze ggf. Tools wie Watchtower (für Docker) zur automatischen Aktualisierung.
Tipp: Teste größere Updates zuerst in einer Testumgebung oder mache vorher ein Backup.
3. Starke Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung
Ein starkes Passwort schützt dich nur dann, wenn es nicht allein dasteht. Nutze für alle Admin-Oberflächen, Webinterfaces und Benutzerkonten:
- Lange, zufällige Passwörter – kein „123456“ oder „admin“.
- Einen Passwort-Manager wie Enpass, Bitwarden oder KeepassXC.
- Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA), wo immer möglich – z. B. mit TOTP (Google Authenticator, Enpass, etc.).
Wichtig: Verwende für deinen Serverzugang (SSH) am besten Schlüsselpaare statt Passwörter.
4. Firewall und Zugangskontrolle
Begrenze den Zugang zu deinem Server auf das Nötigste:
- Aktiviere eine Firewall (z. B.
ufw
oderiptables
) und blockiere alle Ports außer den benötigten (typisch: 22, 80, 443). - Nutze fail2ban, um IPs nach mehreren Fehlversuchen automatisch zu blockieren.
- Vermeide Portfreigaben für Dienste wie Nextcloud oder Webmail, wenn du über ein VPN oder einen Reverse Proxy (z. B. Cloudflare Tunnel) absichern kannst.
- Optional: Zugang aus bestimmten Ländern oder IP-Bereichen sperren.
5. Backups: Deine Lebensversicherung
Früher oder später passiert es: eine Datei wird gelöscht, ein Update geht schief oder dein Server wird kompromittiert. Ohne Backup – keine Chance.
Dein Backup sollte:
- Automatisch, regelmäßig und vollständig sein.
- Auf einem externen Speicher liegen (nicht auf demselben Server).
- Versionierung unterstützen, um ältere Zustände wiederherstellen zu können.
- Verschlüsselt gespeichert sein – besonders bei Cloud-Backups.
Tools wie BorgBackup, Restic, Duplicati oder die Backup-Funktion vieler NAS-Systeme sind gute Optionen.
6. TLS/SSL-Verschlüsselung & sichere Verbindungen
Sichere Webdienste mit HTTPS durch ein gültiges SSL-Zertifikat. Nutze z. B. Let’s Encrypt für automatische Zertifikate – kostenlos und einfach.
Weitere Tipps:
- Leite alle HTTP-Anfragen automatisch auf HTTPS um.
- Erzwinge starke Verschlüsselung über
HSTS
,TLS 1.2+
und sichere Ciphers. - Deaktiviere unsichere Protokolle wie FTP oder alte TLS-Versionen.
7. Monitoring & Alarme
Ein Dienst ist nur sicher, wenn du merkst, wenn etwas nicht stimmt.
- Nutze einfache Tools wie Uptime Kuma, Healthchecks.io oder Netdata, um Server-Status, CPU-Auslastung, RAM und Festplatten zu überwachen.
- Benachrichtige dich per E-Mail, Signal oder Telegram, wenn ein Dienst ausfällt.
- Logs regelmäßig checken (z. B.
/var/log/auth.log
) – oder mit Tools wie Fail2View oder GoAccess analysieren.
Fazit: Sicherheit ist ein Prozess, kein Zustand
Beim Selbst-Hosting gibt es keinen „perfekten“ Schutz – aber viele kleine Maßnahmen, die zusammen eine solide Sicherheitsbasis schaffen. Je früher du diese Themen angehst, desto entspannter kannst du deine digitalen Dienste nutzen.
Und das Beste: Du lernst mit jedem Schritt dazu – und wirst unabhängiger, souveräner und sicherer.