Photogrammetrie erklärt: 3D-Modelle aus Bildern
In der Welt der digitalen Erfassungstechnologien ist Photogrammetrie ein Begriff, der in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Und das nicht nur in der Architektur und Archäologie, sondern auch in Game Design, Filmproduktion, Drohnenvermessung und sogar im Handwerk.
Doch was genau steckt hinter der Technik? Und warum ist sie so spannend?
Was ist Photogrammetrie?
Photogrammetrie ist die wissenschaftliche Methode zur Gewinnung von räumlichen Informationen aus Fotografien. Einfach gesagt: Aus vielen überlappenden Fotos eines Objekts oder einer Landschaft wird mithilfe spezieller Software ein dreidimensionales Modell erstellt.
Die Methode basiert auf der Idee, dass sich der Raum rekonstruieren lässt, wenn man ein Objekt aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert. So wie unser Gehirn mit zwei Augen Tiefenwahrnehmung erzeugt, erzeugt Photogrammetrie aus mehreren Bildern ein 3D-Modell.


So funktioniert’s – der Prozess in 4 Schritten
- Bilderfassung
Mit einer Kamera oder Drohne werden Fotos aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen – möglichst gleichmäßig verteilt und mit ausreichender Überlappung (~60–80 %). - Bildausrichtung & Kameraposition
Die Software erkennt gleiche Punkte auf mehreren Bildern und berechnet, wo sich die Kamera befand – das sogenannte Structure from Motion (SfM). - Punktwolken- und Mesh-Erstellung
Aus Millionen von Bildkorrespondenzen entsteht eine Punktwolke, aus der wiederum ein 3D-Mesh generiert wird – die geometrische Form des Objekts. - Texturierung & Export
Die Fotos liefern die Farben und Details, die auf das Modell projiziert werden. Am Ende erhält man ein realistisches 3D-Modell, das in gängigen Formaten exportiert werden kann (OBJ, FBX, STL etc.).
Anwendungsbereiche
- Architektur & Bauwesen: Gebäudevermessung, Denkmalschutz, Baufortschrittsdokumentation
- Geodaten & Kartografie: Gelände-Modelle, 3D-Stadtmodelle, Drohnenvermessung
- Archäologie: Dokumentation von Ausgrabungsstätten oder Artefakten
- Game Design & Film: Erstellung realistischer 3D-Assets aus echten Objekten
- Industrie & Reverse Engineering: Ersatzteil-Rekonstruktion, Prototyping

Vorteile der Photogrammetrie
Kosteneffizient: Keine teure Hardware wie bei LiDAR erforderlich
Hohe Detailtiefe: Gerade für visuelle Anwendungen mit Texturen sehr überzeugend
Skalierbar: Von Miniatur-Modellen bis hin zu ganzen Landschaften
Grenzen und Herausforderungen
- Licht & Schattenverhältnisse können die Qualität beeinflussen
- Glatte oder wiederholende Strukturen (z. B. weiße Wände) sind schwer erfassbar
- Große Datenmengen bei vielen Bildern erfordern starke Hardware
- Keine Tiefeninformationen wie bei LiDAR – nur visuelle Rekonstruktion
Fazit
Photogrammetrie ist eine beeindruckend vielseitige Technologie, die die digitale Welt mit der physischen verbindet. Ob du ein Architekt, 3D-Artist, Entwickler oder Tüftler bist – die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos.
Mit einer einfachen Kamera und der richtigen Software kannst du heute komplexe 3D-Modelle selbst erstellen – ganz ohne Spezialausrüstung.